Geschichte

50 Jahre SSV Bozen Handball

Unsere Geschichte

Der SSV Loacker Bozen Volksbank ist der älteste noch aktive Handballverein Italiens. Bereits im Jahr 1966 als Sektion des SSV Bozen gegründet, nehmen die Handballer drei Jahre später an der ersten italienischen Meisterschaft teil. Bis zum Gewinn des ersten Meistertitels in der Saison 2011/12 werden aber 46 Jahre vergehen. Heute sind die Weiß-Roten mit fünf Meistertiteln, fünf Pokalerfolgen und vier Supercups der erfolgreichste Handballklub Italiens der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte. Und die Nummer 1 in Südtirol.

Die Anfänge

Erstmals wird in Bozen Handball gespielt und wenig später als eigenständige Sektion innerhalb des SSV Bozen geführt - bevor es in Italien überhaupt einen Handballverband gibt. Die treibende Kraft ist Heinz Gutweniger, der sein Sportstudium in Rom mit einer Diplomarbeit über den Handballsport abschließt. Die Pioniere sind eigentlich Turner, die zum Einwärmen Handball spielen. Trainiert und gespielt wird auf dem Schulhof der Don Bosco Schule - auf pickelhartem Asphalt.

1966

Gründungsmitglied des italienischen Handballverbands

Am 2. Oktober wird der italienische Handballverband (FIGH) dem Nationalen Olympischen Komitee (CONI) angegliedert. Der SSV Bozen wird mit der Nummer 11 eingetragen. Die Weiß-Roten nehmen an der höchsten italienischen Liga teil und schaffen als Zweitplatzierte im Nord-Kreis den Einzug in die Finalrunde. Dort erreicht die von Heinz Gutweniger trainierte Truppe den siebten Platz. Die Partien werden auf Pflasterstein im Rainerum ausgetragen.

1969

Im Fahrstuhl zwischen 1. und 2. Liga

Der SSV Bozen, der anfänglich im Gamperheim in Gries spielt, bestreitet zunächst die höchste italienische Meisterschaft, bevor die Weiß-Roten am Ende der Spielzeit 1971/72 erstmals absteigen. Es folgt die Rückkehr ins italienische Oberhaus (1973/74 – 14 Siege aus 14 Spielen), postwendend der Abstieg in die Serie B (1974/75) und umgehend der neuerliche Aufstieg in die Serie A (1975/76). Gegen Ende des Jahrzehnts kann sich der SSV Bozen in der höchsten Spielklasse etablieren. Der „Macher“ bei den Weiß-Roten ist Heinz Gutweniger, der als Spieler und Trainer fungiert. Aus heutiger Sicht undenkbar ist die Tatsache, dass der „Handballpapst“ in der Saison 1974/75 Bozen UND Brixen trainiert – und dabei mit den Boznern ab- und den Brixnern aufsteigt! Wirtschaftlich spielt der Einstieg von Loacker als Hauptsponsor eine wesentliche Rolle. Ab der Saison 1976/77 unterstützt der Rittner Waffelhersteller den Bozner Traditionsklub und bleibt ihm – bis auf eine kurze „Auszeit“ – in den folgenden viereinhalb Jahrzehnten immer treu. Bozens Vorzeigespieler sind in den 70ern Rudi Neuner und Helmut Runer, Hansi Dalvai wird mit der Militärmannschaft als erster Südtiroler italienischer Meister im Handball. Dahinter reifen schon die ersten Talente, wie Josef Widmann, Giovanni Podini oder Hansjörg Klemera, die in die Junioren-Auwahl einberufen werden. Der Pole Antoni Przybecki wird der erste ausländische Handballer im Dress des SSV Bozen, der die gesamte Saison bestreitet und mit den Weiß-Roten Rang vier belegt – lange Zeit das beste Ergebnis in der Serie A. 1971 wird zum ersten Mal eine Jugendmannschaft gegründet, ab 1972 haben die Bozner auf den Talferwiesen einen eigenen Platz.

Die 1970-er Jahre

Die Jugend soll es richten

Der SSV Bozen verliert zu Beginn der 80er-Jahre zahlreiche Stammkräfte. Coach Hansi Dalvai und seine blutjungen Spieler wehren sich mit allen Mitteln gegen den Abstieg, der 1982 aber nicht mehr zu verhindern ist. Trotzdem gelingt es den Boznern umgehend wieder aufzusteigen und sich bis zum Ende der Spielzeit 1985/86 im Oberhaus zu halten. Nach dem Abstieg im darauffolgenden Jahr folgt wieder die Rückkehr in die Serie A, wo sich die Weiß-Roten sogar für das Playoff qualifizieren und erst im Halbfinale an Ortigia Syrakus scheitern. Doch nach dem Höhenflug folgt der jähe Absturz und Bozen muss nur ein Jahr später wieder in die zweite Liga – wo die Talferstädter über 20 Jahre bleiben werden. Weil es in Italien ab den frühen 80ern eine Hallenpflicht gibt, trägt Bozen seine Heimspiele zunächst in der CONI-Halle in Brixen aus, später in der Alfieri-Schule in der Roenstraße, sowie in der Bozner Stadthalle. 1989/90 zieht der SSV Bozen schließlich in die neue Gasteiner Halle in der Roenstraße ein. Damit haben die Weiß-Roten endlich eine neue Heimstätte. Auch hinter den Kulissen tut sich einiges: 1981 „erbt“ die Volksbank das Haupt-Sponsoring von Loacker. Das Rittner Unternehmen zieht sich zwei Jahre zurück und ist ab der Saison 1983/84 bis zum heutigen Tag gemeinsam mit Volksbank der wichtigste Partner des Traditionsvereins. Unvergessen bleibt in jener Spielzeit auch ein schwerer Verkehrsunfall mit einem Kleinbus des Vereins in Auer, bei dem wie durch ein Wunder alle Insassen unverletzt bleiben. Zu den Publikumslieblingen zählen Wirbelwind Stefano Podini, Walter Amplatz und Josef Widmann – genauso wie Vinko Zgaga.

Die 1980-er Jahre

Der „ewige“ Zweite

Der SSV Bozen will wieder zurück ins Oberhaus. Doch alle Bemühungen sind vergeblich. Bereits 1990 scheint der Wiederaufstieg perfekt zu sein. Bozen gewinnt das Play-Off-Hinspiel gegen Altmeister Rovereto im Trentino 13:12. Doch im Rückspiel zerlegen die Gäste die Weiß-Roten regelrecht, Bozen geht mit 13:24 unter und zieht im Entscheidungsspiel neuerlich den Kürzeren. Vier Jahre später ist der Aufstieg bereits so gut wie in der Tasche. Am letzten Spieltag benötigt Bozen unter der Führung von Sebastian Eisenstecken einen Sieg in Parma, ein Klub aus dem Mittelfeld. Das junge Team zeigt jedoch Nerven, zieht mit 20:25 den Kürzeren und scheitert schließlich auch in der Relegation. Ähnlich ergeht es den Talferstädtern 1998, als sie mit Zlatko Stimac an der Seitenlinie am letzten Spieltag das direkte Duell in Cologne 22:26 verlieren und wieder mit leeren Händen dastehen. Torjäger Nenad Horvat hatte sich kurz vor dem Saisonende an der Hand verletzt und muss zuschauen. Genauso ergeht es Bozen im Jahr darauf, als das Team im Playoff an Ortigia Syrakus scheitert. Bozens herausragender Spieler der 90er ist Nenad Horvat, von dem die vielen talentierten einheimischen Spieler sehr viel lernen können.

Die 1990-er Jahre

Der lange Weg zum Aufstieg

Bozen bastelt mit dem langjährigen Sportdirektor Sebastian Eisenstecken weiter an seiner Rückkehr in die Serie A1. Mittlerweile Trainer an der Seitenlinie verpasst die Bozen-Legende Horvat 2004 den Aufstieg mit den Weiß-Roten in die Serie A mit einem dritten Platz beim Aufstiegsturnier in Norcia. Im Jahr darauf belegt der Traditionsklub den zweiten Platz und bleibt in der zweiten Liga, die jetzt Serie A1 heißt – Italiens Topteams jagen in der Eliteliga dem Ball hinterher. Im Sommer kommt Bozens Trainer Miklos Kovacs bei einem Verkehrsunfall ums Leben – eine Tragödie, die ein tiefes Loch in den Klub reißt. Auch Marcelo Schmidt Ricci kann den Fluch nicht besiegen und so wird es Ljubo Flego richten. Scheitert Bozen 2009 noch im Play-Off-Halbfinale an Ancona, so klappt es 2010 mit dem lang ersehnten Aufstieg in die Serie A1 – trotz der Niederlage des Siegers des Grunddurchgangs im Play-Off-Halbfinale gegen den SSV Brixen. Der Verband hatte die erste Liga aufgestockt und so steht nach 21 Jahren das Comeback des SSV Bozen in die höchste Liga fest. Bozen setzt nach wie vor vorwiegend auf einheimische Spieler und hier stechen aus einer Vielzahl Fabio D’Onofrio und Christoph Steiner heraus.

Die 2000er-Jahre

Aus „unaufsteigbar“ wird „unbesiegbar“

Bei Bozen nehmen Stefano Podini und Hansi Dalvai das Zepter in die Hand und führen die Geschicke des Vereins. Das Duo führt den Traditionsklub in die erfolgreichste Dekade der Vereinsgeschichte und macht den SSV Bozen zum siegreichsten Verein Italiens der vergangenen 25 Jahre – mit herausragenden Spielern wie Vito Fovio, Pasquale Maione, Demis Radovcic oder Mate Volarevic. 2010/11 scheitert Bozen um Kapitän Lukas Waldner noch knapp an Conversano. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben – und so holt der SSV Bozen im darauffolgenden Jahr erstmals das Triple bestehend aus Meisterschaft, Pokal und Supercup. Die Bozner werden auch 2012/13 Meister und Pokalsieger und holen 2014/15 neuerlich alle drei Trophäen nach Südtirol. 2016/17 werden Meisterschaft Nummer vier und der dritte Triumph im Supercup fixiert. In der Saison 2018/19 heimsen die Weiß-Roten den bislang letzten „Scudetto“ ein und werden Pokalsieger, genauso wie ein Jahr später, in dem auch der Supercup nach Bozen geholt wird. 14 Trophäen stellen die Bozner in acht Jahren in ihre Vitrine – vier Spieler sind bei allen Triumphen mit dabei: Hannes Innerebner, Mario Sporcic, Dean Turkovic und Felipe Gaeta. Über 12 Titel darf sich Bozen-Urgestein Michael Pircher freuen. Der SSV Bozen betritt auch die große internationale Handballbühne und verkauft seine Haut auf europäischem Parkett meistens sehr teuer.

Die 2010er-Jahre

Aufbruch in eine neue Ära

Wie bei vielen anderen großen Klubs schaut man auch beim SSV Bozen nur kurz auf die erfolgreiche Geschichte, richtet den Blick dann aber sofort auf die neuen Aufgaben der Zukunft. Bei Bozen tritt mit Hannes Innerebner ein ehemaliger Spieler in die enormen Fußstapfen, die die beim Traditionsklub ins zweite Glied gerückten Hansi Dalvai und Stefano Podini hinterlassen haben. Der Ex-Kapitän soll den Umbruch einleiten, die Vereinsstruktur weiter professionalisieren und vor allen Dingen die Jugendarbeit weiter vorantreiben. Dazu wurde ein eigenes Jugendkonzept ausgearbeitet und zudem ein Koordinator bestellt. Bozen bestreitet in der Saison 2020/21 die Serie A Beretta und hat außerdem mehrere Jugendteams in die verschiedenen Nachwuchskategorien eingeschrieben. In der Hoffnung, dass dort die Bozner Champions von morgen heranreifen...

Die 2020er-Jahre